Der Beckenboden – viele wissen gar nicht so genau, wo er liegt. Noch weniger wissen, wie zentral er für unser körperliches und emotionales Wohlbefinden ist. Oft bleibt dieser Muskel im Verborgenen – bis er plötzlich nicht mehr so funktioniert, wie er soll: Inkontinenz, Rückenschmerzen, ein instabiles Körpergefühl oder das Gefühl, den Boden unter sich zu verlieren, sind nur einige der Folgen.

In der klassischen Physiotherapie wird der Beckenboden meist sehr funktional betrachtet: kräftigen, ansteuern, kontrollieren. Das ist wichtig – aber nur ein Teil der Wahrheit.

In vielen östlichen Kulturen gilt der Beckenboden als Sitz der Lebensenergie. Er ist der Ort, an dem unsere Kreativität, unsere Lust und unser Ausdruck entstehen. Hier schlummert – symbolisch gesprochen – unsere Kundalini, die aufsteigende Kraft des Lebens, die Körper, Geist und Seele verbindet.

In meiner Arbeit kombiniere ich moderne Physiotherapie mit osteopathischen und tanztherapeutischen Zugängen. Der Beckenbodenstuhl kann dabei ein wertvoller Impulsgeber sein: Durch rhythmische Muskelaktivierung wird die Tiefenmuskulatur angeregt, Durchblutung gefördert und das Körperbewusstsein geschärft. Viele spüren ihren Beckenboden dadurch zum ersten Mal bewusst – und sind erstaunt, wie viel Kraft und Stabilität in dieser unscheinbaren Muskelgruppe steckt.

Doch wahre Veränderung geschieht, wenn wir beginnen, uns tanzend mit dem Becken zu verbinden. Denn Bewegung macht bewusst. Im Tanz spüren wir, wie der Beckenboden mitschwingt – bei jedem Schritt, bei jedem Atemzug. Wir lernen, seinen Rhythmus zu hören, seine Energie zu wecken, und seine Kraft nicht nur zu nutzen, sondern zu verkörpern.

Ein lebendiger Beckenboden ist mehr als nur ein trainierter Muskel – er ist ein Schlüssel zu mehr Präsenz, Lebendigkeit und innerem Halt.

Und vielleicht ist genau jetzt die Zeit, um ihn nicht länger zu vergessen – sondern zu feiern.